Hasenbrucher Hof

Verladetraining

 

 

 

 

Dein Pferd geht nicht in den Anhänger und kriegt nur beim bloßen Anblick Panik und wird nervös? Es wird unruhig während der Fahrt, schmeißt sich hin oder es versucht sich umzudrehen?

Mit gezieltem Training, vermittelst du deinem Pferd die nötige Sicherheit, die es braucht, um sich gegen seine Natur in solch eine „Kiste“ sperren zu lassen. Auch Pferde die vermeintlich gut in den Anhänger gehen, können im Anhänger Stress entwickeln und während der Fahrt in Panik geraten (siehe unten).

Für das Verladetraining ist es sinnvoll, wenn das Pferd die Grundlagen (sieben Spiele) bereits kennt.

Eine Erfolgsgarantie, dass es beim ersten Mal klappt, gibt es jedoch leider nicht. Es kommt trotz aller Methoden und Techniken immer noch auf den Charakter, aber viel mehr auf die Erfahrungen an, die ein Pferd mit dem Hänger bis jetzt gemacht hat. Meistens gehen die Pferden jedoch schon beim ersten Training problemlos und ruhig auf den Anhänger.

Wichtig ist, regelmäßig zu üben und zwischen den einzelnen Übungseinheiten, die Abstände nicht zu groß werden zu lassen.

 

Unsere Verladegeschichte oder Pepes Unfall

Als ich Pepe, das erste Mal gesehen habe und er mir vorgestellt wurde, hat draußen vor der Halle, ein Pferdetransporter die Luftdruckbremse gelöst und nur dieses zischende Geräusch hat ihn dazu gebracht, völlig auszurasten und sich nicht mehr kontrollieren zu lassen. Anscheinend hat er auf dem Transport von Spanien hierhin, so schlechte Erfahrungen gemacht, dass dieses Geräusch Anlass genug war in Panik zu geraten. Naja, ich hab mir nicht viel dabei gedacht, er ist halt ein junger Hengst der noch nicht so viel kennt.

Ein paar Tage später war endlich der Tag, an dem ich ihn gekauft und abgeholt habe. Er sollte direkt in die Klinik fahren um kastriert zu werden und dann drei Tage später nach Hause kommen. Vor der Abfahrt wurden ihm noch die Hufen gemacht und er war die Ruhe selbst, ist dann auch ganz brav mit auf den normalen Anhänger gegangen (es hat vielleicht zwei Versuche gebraucht bis er drin war) und wir sind losgefahren.

Ungefähr zwanzig Minuten später hat es einmal ziemlich geruckt im Auto, dann war es aber wieder ruhig und da wir es nicht mehr weit hatten, wollten wir lieber durchfahren und nicht auf der Landstraße anhalten. Kurze Zeit später at es noch zweimal richtig heftig geruckt, sodass wir doch angehalten haben.

Wir sind ausgestiegen und was dann zu sehen war, wünsche ich meinem größten Feind nicht. Die vordere Einstiegstür drohte aufzugehen, da Pepe mit dem Rücken, von innen davor lag. Als ich die Klappe aufgemacht habe, habe ich den Schock meines Lebens bekommen. Pepe hatte sich irgendwie losgerissen, der Panikhaken war durchgebrochen und Pepe vorne über die Stange gesprungen. Die Hinterbeine hingen noch über der Stange, der Rücken drückte gegen die vordere Einstiegstür, die drohte aufzugehen und er lag auf der Schulter und mit Kopf und Hals auf der anderen Seite. Alles war voller Blut und er war total nass geschwitzt. Meine Freundin hat die vordere Tür zugehalten, damit er dort nicht raus fallen konnte und ich habe alle Stangen aus dem Anhänger gerissen und versucht ihn von der vorderen Stange zu bekommen. Dabei hat er mich zweimal mit den Vorderhufen umgetreten, da er zu dem Zeitpunkt noch versucht hat, sich selber zu helfen. Doch die Stange auf der er lag ließ sich einfach nicht rausschlagen, der er ja noch mit beiden Hinterbeinen drauf lag.

Gott sei Dank, hat zwischenzeitlich ein Ehepaar angehalten. Die Frau ist in die nahegelegene Tierklinik gefahren (natürlich hatten wir absolut keinen Handyempfang) und der Mann hat mit mir versucht Pepe am Kopf um die Trennwand von der Stange zu ziehen. Pepe lag mittlerweile wie tot da. Augen zu und hat sich auch überhaupt nicht mehr gewehrt. Ich dachte, er würde in den nächsten Sekunden sterben.

Irgendwie haben wir es geschafft, dass ein Bein von der Stange gefallen ist und mit einer anderen Stangen konnten, wir die verbleibende Stange dann noch rauskloppen. Leider ist sie dann so ungünstig mit Pepes verbleibendem Bein runtergefallen, dass sie es erneut eingeklemmt hat. Wir haben ihn dann am Halfter rumgezogen, sodass er entgegengesetzt der Fahrtrichtung lag. Er hat kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Die ganze Aktion hat mindestens 20 Minuten gedauert. Das waren aber gefühlte 2 Stunden. Einige Minuten später ist Gott sei Dank die Frau mit den Tierärzten eingetroffen. Pepe wurde etwas gespritzt und er musste aufstehen.

So stand er dann mitten auf der Landstraße, nass geschwitzt, volle Blut und hat sich erstmal noch das kaputte Halfter über den Kopf gezogen.

Die Tierärzte wollten nicht, dass ich mit ihm ihn die Klinik laufe, da der Verdacht da war, er könnte sich ein Bein angebrochen haben oder ähnliches. Also musste er wieder in den Anhänger rein. Mit 6 Mann haben wir ihn dann wieder in den Anhänger geschoben, ohne Stangen und Trennwand, da alles völlig verbogen war. Und mussten noch ca. Kilometer zur Tierklinik fahren.

Es vergingen ca. 200 Meter und es rumste wieder heftig im Anhänger. In der Klinik angekommen, wussten wir auch warum, er hatte sich wieder fallen lassen und lag nun in Fahrtrichtung völlig entkräftet im Anhänger. Er bekam wieder etwas gespritzt und trotz allen Versuchen, war er erstmal nicht zum Aufstehen zu bewegen.

Er hat es dann doch geschafft und humpelte ins Untersuchungszimmer. Die erste Diagnose, Fissur im Oberschenkel und eventuell bereits geöffnete Gelenke. Wenn dies der Fall sein sollten, müssten sie ihn sofort einschläfern.

Wir hatten dann noch Glück im Unglück und es war nur die Fissur. Das hieß für ihn, Gipsverband und absolute Boxenruhe. Alle 14 Tage nachröntgen und hoffen, dass alles wieder zusammenwächst und er das Bein nicht zu doll belastet, dass es doch noch komplett bricht.

 

Im Großen und Ganzen, stand er dann 3,5 Monate in der Klinik in der Box und durfte sich nicht bewegen. Genau das Richtige für einen fünfjährigen Hengst. Er wurde mit der Zeit auch immer unangenehmer und ist nicht nur einmal total in der Box ausgerastet – verständlicherweise.

 

Kastriert werden konnte er natürlich nicht, da die Belastung für das Bein zu groß gewesen wäre, wenn er aus der Narkose aufgestanden wäre.

Dann kam die große Fragen, wie ich ihn aus der Klinik nach Hause holen wollte. Ich mit dem Pferd noch mal Anhänger fahren? Ohne vorher vernünftig üben zu können. Niemals! Also entschieden wir uns ihn von einem Pferdetransporteur, total sediert bringen zu lassen. Trotz der Sedierung waren 8 Leute nötig, um ihn auf den LKW zu kriegen, obwohl er so benebelt war, das er wirklich torkelte.

Die Fahrt nach Hause sollte ca. 30 Minuten dauern. laut den Tierärzten sollte die Sedierung ihn aber mindestens 2 Stunden ruhig stellen. Das war wohl nicht. 5 Minuten bevor wir zuhause ankamen, war auf der Kamera zu sehen, wie er langsam ziemlich wach wurde und sich immer hektischer im LKW umguckte.

5 Minuten später, waren wir Gott sei Dank angekommen und mein Pferd war noch ziemlich ruhig. Klappe auf, Pferd vorsichtig losgemacht, er guckte sich alles an und sprang dann im hohen Bogen über die Laderampe aus dem LKW. Wohlbemerkt mit Gipsverband und dem Bein was er immer noch nicht richtig belasten durfte.

Gott sei Dank ist nichts passiert und nach 2 Wochen konnte der Verband auch endlich abgenommen werden. Unter dem Verband war eine ca. 10-15 cm offene Wunde, da diese in der ganzen Zeit nicht abheilen konnte unter dem Verband und immer größer Wurde. Diese ist mittlerweile jedoch gut verheilt und alles was zurückgeblieben ist, ist eine kleine Narbe.

So konnte ich einige Wochen später anfangen, Bodenarbeit zu machen und ihn langsam wieder zu trainieren. Wie er in den dreieinhalb Monaten Klinik abgebaut hat und wie unausgelastet er war, kann man sich ja sicherlich vorstellen.

Er sollte trotzdem wieder schnellstmöglich lernen in den Anhänger zu gehen. Was wäre wenn wieder etwas passiert und ich könnte ihn nicht in die Klinik fahren? Außerdem war der Plan Horsemanship Kurse mit ihm zu besuchen etc.

Gesagt getan, also haben wir angefangen zu üben und nach kurzer Zeit ging er auch ohne Probleme auf den Anhänger. Und er bleibt auch ruhig. Unsere längste Fahrt, war bis jetzt 3,5 Stunden zu einem einwöchigen Kurs. Ohne Stress oder, dass er nervös wird. Selbst überholende LKW und die verrücktesten Lichter in Tunneln oder ein Stau lassen ihn völlig kalt.

Ich habe, jedoch trotz allen Übens immer eine Kamera im Anhänger und Sicherheitsstangen, die man von außen lösen kann, falls er noch mal auf die Idee kommen sollte, drauf zu springen.

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, wie wichtig es ist, sein Pferd vernünftig vorzubereiten. Dies gilt für alle Bereiche im Pferdeleben, ob verladen, reiten, Geländeritte oder etwas anderes. 

 

 

 

 

 

ina.heidemann@web.de    0176 - 20 41 73 83