Pferdegerechte Kommunikation- was ist das eigentlich?
Zuerst müssen wir verstehen, dass Pferde andersartig sind und dies akzeptieren, erst dann können wir versuchen eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Akzeptieren wir das Pferd mit seinen Grundbedürfnissen und halten wir es auch dementsprechend, müssen wir nicht viel mehr tun, als uns die Grundbedürfnisse des Pferdes zu nutze zu machen. Wir brauchen keine Form der Gewalt, um vom Pferd das zu bekommen, was wir uns wünschen. Die Motivation aus der unser Pferd lernen soll, sollte sein, seine Interesse und Bedürfnisse zu befriedigen.
Dafür brauchen wir in erster Linie viel Verständnis, Ruhe und vor allen Dingen Zeit, Geduld und ein gutes Timing. Der kürzeste Weg ist meistens nicht der Schnellste und je gründlicher wir die Grundlagen vorbereiten, desto einfacher haben wir es hinterher. Dies bedeutet außerdem viel Arbeit an sich selber. Man muss alte gelernte Verhaltensweisen ablegen und darf unsere Denkstrukturen nicht einfach auf das Pferd übertragen. Pferde handeln in Mustern die wir ihnen beibringen. Gewollt oder eben auch oft ungewollt.
Wie ich jedoch selber auch feststellen musste, ist es viel einfacher dem Pferd neue Verhaltensmuster beizubringen als selber nicht immer wieder in alte Muster zu verfallen. Wir müssen lernen, wie ein Pferd zu denken, die Dinge aus seiner Sicht zu betrachten. Erst dann können wir anfangen dem Pferd zu vermitteln, dass wir zwar ein Raubtier sind, aber uns nicht wie eins verhalten. Wir verhalten uns wie sein Leittier.
Des weiteren entwickeln wir eine gemeinsame Kommunikation. Wir können nicht vom Pferd verlangen unsere Sprache zu verstehen. Wir müssen uns der Sprache der Pferde anpassen und daraus für uns effiziente Hilfen entwickeln und dem Pferd vermitteln. Dazu benutzen wir unsere Körpersprache. Wir achten in der heutigen Zeit jedoch kaum noch auf unsere Körpersprache und müssen deshalb lernen diese bewusster einzusetzen und nicht unbewusst „falsche“ Signale zu senden/ Hilfen zu geben.
Werden Pferde im artgerechten Herdenverband gehalten, kann man sehr gut beobachten, wie sie untereinander kommunizieren. Laute Äußerungen wie z.B. wiehern hört man nur sehr selten. Vornehmlich kommunizieren Pferde mit ihrem Körper z.B. durch Ohrenanlegen, Kopfbewegungen in bestimmte Richtungen, um andere Pferde wegzuschicken, drohen mit der Hinterhand und letztendlich auch mit treten oder beißen.
Bei jedem Pferd ist die Kommunikation in Phasen aufgeteilt. Es wird immer zuerst das andere Pferd auffordern etwas zu tun und es warnen und niemals ohne Aufforderung einfach zubeißen oder ausschlagen.
Jedoch sind die einzelnen Phasen bei den verschiedenen Pferden durchaus unterschiedlich. Während das eine Pferd vielleicht etwas länger warnt, ist ein anderes schon eher bereit schnell auszuschlagen, ohne vorher lange zu warnen.
Uns muss klar werden, dass Pferde immer ehrlich und natürlich reagieren/ agieren und sich nicht vorsätzlich "schlecht benehmen" oder heute schon planen wie sie sich morgen unseren Hilfen entziehen. Haben wir dies einmal verstanden, erleichtert es die Zeit mit den Pferden ungemein.
Auf der einen Seite desensibilisieren wir unser Pferd, damit es mehr Sicherheit in „unserer Welt“ bekommt und sich im Alltag wohler fühlt, auf der anderen Seite sensibilisieren wir es auf unsere Hilfen. Wir müssen uns um ein angemessenen Verhältnis aus Vertrauen, Aufmerksamkeit, Respekt, Zwanglosigkeit und Motivation bemühen.

Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
